Strategien zum Schutz vor Selbstgefährdung

Autonomie von Berufsbeistandspersonen

von MARCEL BORER

Wenn von Berufsbeistandspersonen eigenverantwortliches und engagiertes Handeln gefordert wird dann hat dies für Arbeitnehmende und Arbeitgebenden weitreichende Konsequenzen. Denn Autonomie erfordert ein Abbau von Controlling-Mechanismen und behindernden Prozessvorgaben hin zu direkter Mitbestimmung, flexiblen und übergeordneten motivierenden Zielen. Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden aber verfolgen in der Regel ein diametral gegenüberstehendes Ziel. Sie wollen mit der Ernennung einer Beistandsperson ein mehr oder weniger unbequemes Dossier von ihrem Tisch haben. Von oben herab werden der Berufsbeistandsperson hochgesteckte bis unrealistische Ziele vorgeben – die Berufsbeistandsperson soll dann zusehen, wie sie es richtet und emotional damit zurechtkommt. Und wehe, sie wehrt sich gegen einen unmöglich zu erfüllenden Auftrag der KESB. In diesem Fall ist auch noch der Ärger mit der eigenen Anstellungsbehörde und/oder einem sich ungerecht behandelt gefühlten Klientel vorprogrammiert. Kein Wunder also sind die Zahlen an Krankenstände und Stellenrotation auf Berufsbeistandschaften auffällig hoch.

Es fehlt es an allen Ecken und Enden an fachlich und im Leben erfahrenen Berufsbeistandspersonen

Noch rücken viele junge Menschen direkt ab dem Studium nach. Da es ihnen jedoch oft an Lebenserfahrung mangelt, sind sie entweder einem Strohfeuer gleich rasch emotional verbraucht und werden krank oder sie beschränken sich auf das Verwalten von verbeiständeten Personen. In beiden Fällen entlarvt sich die anfängliche Euphorie der Stärkung des Individuums und dessen Selbstachtung als leere Worthülse. Dies wird sich nur ändern, wenn die Berufsbeiständinnen und Berufsbeistände selbstbewusst und auf mehreren Ebenen aktiv werden und lernen, auch Kennzahlen sinnvoll einzusetzen. Solange aber die Deutungshoheit allein bei der Konferenz für Kindes und Erwachsenenschutz (KOKES) liegt, also primär den Vertretern der KESB, stehen die Berufsbeistandspersonen auf verlorenem Posten da und sind vom Goodwill der KESB abhängig getreu dem Motto: Vogel friss oder stirb.

Strategien zum Schutz vor Selbstgefährdung
Maida Mustafic und Michaele Knecht, FHNW für Angewandte Psychologie
VBBRB-Weiterbildung im Mai 2019

Strategien zum Schutz vor Selbstgefährdung
Maida Mustafic und Michaele Knecht, FHNW für Angewandte Psychologie
anlässlich der VBBRB-Weiterbildung im Mai 2019

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