Replik auf Interview mit Ignaz Heim: «Nicht der verlängerte Arm der Kesb»; BaZ 24.12.18

Von Marcel Borer

Im Interview mit dem BaZ-Journalisten Daniel Wahl fordert Ignaz Heim, ehemaliger Leiter des Kindes- und Jugenddienstes Bremgarten (Kesd), aus Qualitätsgründen Teams von zehn bis 15 Berufsbeiständen, die zwischen 550 und 850 verbeiständete Menschen betreuen. Als studierter Agronom mit betriebswissenschaftlichem Studium in Amerika fordert er darüber hinaus, dass im Kanton Baselland die Gesetzeslage geändert und die Arbeit von Berufsbeiständen künftig mit einer Pauschale – anstelle von 95 Franken pro aufgewendete Stunde – entschädigt wird. Bei seinen Zentralisierungsbestrebungen übergeht Heim jedoch die Gefahr der Vernachlässigung von Randgebieten, längerer Wege und zunehmender Anonymität. Zudem dürfte die Bildung noch grösserer Gemeindeverbünde ebenso auf politisch erbitterten Widerstand stossen wie die Forderung, die Arbeit der Berufsbeistände solle nur noch in Form von Pauschalen entschädigt werden.

Völlig offen bleibt die Frage, wie Heims Forderungen konkret zu Vorteilen für die verbeiständeten Personen beitragen und worauf sein Versprechen fusst, es würden in der Folge Kosten eingespart. Denn nach Heim müsste beispielsweise im Kanton Basel-Stadt – damit die von ihm geforderte grössere Autonomie der Beistände und mehr Nähe zu den Klienten konsequent gesichert wäre – die enge Allianz von Kesb-Abklärung, Kesb-Spruchkammer und dem Amt für Beistandschaften und Erwachsenenschutz (Abes) unter dem Dach des Blau-Weissen Hauses aufgebrochen sowie Abklärung und Berufsbeistandschaft in die Quartiere verlegt werden. Doch dagegen sperrt sich der Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt (WSU) seit jeher, obwohl das Abes bei stetig zunehmendem Personal aus allen Nähten platzt und sich die Berufsbeistände teilweise zu dritt ein Büro teilen, notabene bei oft mehr als 100 Dossiers pro Vollzeitstelle. Vertrauensvolle Kontakte zu verbeiständeten Personen – wie Heim dies fordert – sind damit schier unmöglich. Die Situation für Berufsbeistände und die ihnen anvertrauten Personen kann nur mit deutlich höheren Investitionen erkennbar verbessert werden.